Überraschungen, Tränen und Tanz auf höchstem Nivau
Das war die Tanzweltmeisterschaft der Professionals Showdance Standard und die Tanzeuropameisterschaft der Professionals Latein 2023 in Leipzig:
Die Tanzweltmeisterschaft der Professionals Showdance Standard und die Tanzeuropameisterschaft der Professionals Latein sorgte in ihrem 13. Jahr für einige Überraschungen – in vielerlei Hinsicht.
Am Nachmittag unterstützten circa 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer 19 Lateinpaare in der Vorrunde bei ihrem Wettbewerb um den Einzug in das Halbfinale am Abend. Die Tanzpaare beweisen den Wertungsrichtern und dem Publikum im Vorentscheid und im Viertelfinale in den fünf lateinamerikanischen Tänzen Samba, Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive ihr tänzerisches Können. Auch die vier Paare der Showdance Standard WM präsentieren in einer Sichtungsrunde ohne Wertung den begeisterten Gästen ihre Küren. Nach einer Show der Tänzerinnen und Tänzer der Tanzschule Leipzig wurden schließlich die Lateinpaare bekanntgegeben, die am Abend um den Einzug in das Finale tanzen würden.
Am Abend erwarteten etwa 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer die Profitänzerinnen und -tänzer. In einer feierlichen Eröffnungszeremonie wurden alle Tanzpaare, die um die begehrten Titel angetreten sind, und alle Wertungsrichter, die darüber geurteilt haben, wer den Titel bekommen sollte, vorgestellt. Um 20 Uhr begann der Live-Stream des MDR und Tanzsportbegeisterte konnten das Geschehen in der Halle 3 auf der Leipziger Messe live zuhause verfolgen.
Während im Viertelfinale die Paare noch in feste Gruppen eingeteilt waren, werden im Halbfinale die Plätze in den Gruppen je Tanz ausgelost. So kann es passieren, dass ein Paar gleich zwei Tänze hintereinander tanzen und auf der Tanzfläche verharren musste. Das Leipziger Publikum verschaffte diesen Paaren aber durch extra langen Applaus gekonnt eine Verschnaufpause. Nach dem Halbfinale standen sechs Paare fest, die sich den Platz im Finale verdient ertanzt haben: Fabian Täschner und Darja Titowa (GER), Nikita Bazev und Hanna Rún Bazev (ISL), Marts Smolko und Tina Bazykina (LVA), Ionut Ionescu und Bianca Laura Ionescu (ROU), Andrea Silvestri und Martina Varadi (HUN) und Sergiu Maruster und Anastasia Stan (MDA).
Nach einem spannenden und sehr knappen Finale standen gegen 22 Uhr die neuen Europameister der Professionals Latein fest: Andrea Silvestri und Martina Varadi holten den Titel nach Ungarn. Über einen starken zweiten Platz konnten sich Marts Smolko und Tina Bazykina aus Lettland freuen, dicht gefolgt von den Moldawiern Sergiu Maruster und Anastasia Stan auf dem dritten Platz. Das Siegerpaar wählte als seinen Ehrentanz eine Samba.
Gegen 22.30 Uhr traten dann die Tanzpaare der Professionals für den Titel “Weltmeister Showdance Standard” mit fantasievollen Küren gegeneinander an. Alexandru & Patricija Ionel (GER) waren dabei nicht das einzige Paar, das das Leipziger Publikum kannte: Matej Štec und Elena Popová (SVK) tanzten vorher bereits um den Europameistertitel Latein mit und verpassten nur knapp den Einzug ins Finale. Ionels verzauberten das Publikum mit ihrer Kür “Carmen”, Matej Štec und Elena Popová verblüfften mit der bewegenden Kür “Three Faces Of Love: Back to Myself”, das zweite deutsche Paar Matthias Schoof und Anja Eilers-Schoof interpretierten mit “Let Us Rewrite The Stars” den Film “The Greatest Showman” und Roeland Schlefhout und Fauve Schelfhout (NLD) luden das Publikum mit “Aladdin” ein auf eine Reise in die Welt von 1001 Nacht.
Leipzig hatte sich auf eine Titelverteidigung des Paares Ionel aus Hamburg eingerichtet. Umso mehr stand dem Paar selbst und auch dem Publikum der Schock ins Gesicht geschrieben, als es heißt: Neuer Weltmeister Showdance Standard sind Matej Štec und Elena Popová. In einem sehr fairen und dennoch knappen Kampf schafften es die Favoriten des Abends auf den zweiten Platz. Über einen starken dritten Platz freute sich das niederländische Ehepaar Schelfhout. Das sonst so faire Leipziger Publikum musste von den Moderatoren und Turnierleitern Joachim Llambi und Oliver Thalheim zur Raison gerufen werden, als einige Fans – angesichts der Niederlage Ionels – ihrem Frust über die Bewertung der Wertungsrichter laut Ausdruck verliehen.
Noch überraschender kam für die Gäste der Veranstaltung, dass Alexandru und Patricija Ionel kurz darauf ihren Abschied aus dem Turniersport bekanntgaben. Nach einer emotionalen Rede, in der sie sich auch bei dem Publikum in der Halle bedankten, und einem letzten Tanz kullerten sowohl auf dem Parkett, als auch in den Zuschauerbereichen die Tränen.
Bereits beim Start des Abends zeigten die Organisatoren, was Tanzen vor allem ist: Vielfalt. Während die Hip-Hop-Crew “Plan A” der Tanzschule Leipzig eine Hälfte des Parketts belegte und dazu zwei Breakdancer der “Acid Forrest” Crew artistische Posen zeigten, tanzte das Leipziger Nachwuchspaar Matteo Cesaretti und Emily Matthies gleichzeitig einen Wiener Walzer. Zwischen den Finalrunden nutzten viele die Möglichkeit des Publikumstanzes, wieder begleitet von der hervorragenden Dresdner Gala Band, die mit ihrer Live-Musik dem Latein-Turnier statt Musik vom Band einen seltenen Charakter verlieh. Schließlich setzte Petra Zieger mit einem Live-Auftritt ein regionales Zeichen. Die ehemalige Rocklady der DDR, die
auch nach der Wende an ihre Erfolge anknüpfen konnte, brachte die Halle zum Kochen. Nach der Siegerehrung Showdance Standard verzauberte die Braunschweiger Standard-Formation des BTSC – sie ist Rekord-Weltmeister – die Halle so, dass sie ihre acht minütige Show noch ein zweites Mal zeigten.
Die Turnierergebnisse
2023 WDSF Professional Division European Championship Latin
1. Andrea Silvestri & Martina Varadi (Ungarn)
2. Marts Smolko & Tina Bazykina (Lettland)
3. Sergiu Maruster & Anastasia Stan (Moldavien)
4. Ionut & Bianca Laura Ionescu (Rumänien)
5. Nikita & Hanna Run Bazev (Island)
6. Fabian Täschner & Darja Titowa (Deutschland)
2023 WDSF Professional Division World Championship Showdance Standard
1. Matej Stec & Elena Popova (Slowakei)
2. Alexandru & Patricija Ionel (Deutschland)
3. Roeland & Fauve Schelfhout
4. Matthias Schoof & Anja Eilers-Schoof